Unerwünschte Effekte von Psychotherapie bei depressiven Patienten – Erste Anwendung der Positive and Negative Effects of Psychotherapy Scale (PANEPS)

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Unerwünschte Effekte von Psychotherapie bei depressiven Patienten – Erste Anwendung der Positive and Negative Effects of Psychotherapy Scale (PANEPS)

Hintergrund Die Positive and Negative Effects of Psychotherapy Scale (PANEPS), ein Selbstauskunftsfragebogen für Patienten zur Erfassung von positiven Effekten (PE) und unerwünschten Ereignissen (UE) während der letzten Psychotherapie (PT), wurde erstmalig bei einer Patientenstichprobe mit Depression eingesetzt. Der Fragebogen wurde auf seine Anwendbarkeit hin überprüft und lieferte erste empirische Ergebnisse zu PE und UE einer PT bei dieser Patientengruppe.
Methode Im Rahmen einer Onlinebefragung füllten 135 Personen mit einer aktuellen oder früheren depressiven Störung die 43 Items der PANEPS aus, welche UE in Nebenwirkungen (NW), Kunstfehler (KF) und unethisches Fehlverhalten (UF) unterteilt. Zusätzlich wurden soziodemografische Angaben (Alter, Geschlecht, Beziehungsstatus) sowie Details zu psychotherapeutischer Vorerfahrung und der zuletzt wahrgenommenen PT erfasst. Die PANEPS wurde mittels Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation geprüft und überarbeitet.

Ergebnisse Eine 4-Faktoren-Lösung wurde ermittelt, welche die zuvor definierten Skalen (PE, NW, KF, UF) abbildet und eine weitere Reduktion der PANEPS ermöglicht. Die finale Version der PANEPS, wies eine zufriedenstellende bis exzellente interne Konsistenz auf (Cronbach’s α=0,72–0,92). Von den Befragten gaben 95,6% mind. einen PE (Range=0–5, MW=3,3, SD=1,4) an und 52,6% mind. ein UE (Range=0–14, MW=1,8, SD=2,9). Es gaben 38,5% mind. eine NW (Range=0–6, MW=0,7, SD=1,3), 26,7% mind. einen KF (Range=0–10, MW=0,9, SD=1,9) und 8,1% mind. ein UF (Range=0–4, MW=0,1, SD=0,5) an. PE korrelierten negativ mit KF, aber nicht mit NW und UF. Zudem bestehen Zusammenhänge zwischen Patientenmerkmalen und dem Auftreten von GE und UE.
Diskussion Etwas mehr als die Hälfte der Befragten bestätigte mind. ein UE im PANEPS, wobei besonders die Zustimmung zu mind. einem KF oder UF unerwartet hoch ausfielen. Insbesondere die aktuelle Symptombelastung (PHQ-9) scheint für die Zustimmung zu PE und UE einer PT relevant zu sein. Der negative Zusammenhang zwischen PE und KF unterstreicht die Wichtigkeit leitliniengerechter Behandlung für den Erfolg von Psychotherapie.
Schlussfolgerung Nebenwirkungen von PT sind auch bei Patienten mit Depressionen zu erwarten und sollten regelhaft erfasst werden.

Thieme E-Journals – PPmP – Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie / Abstract